Ein Treffpunkt für alle Familien
Seit zehn Jahren gibt es das SOS-Kinderdorf-Zentrum Bremen in der Friedrich-Ebert-Straße. Das Stadtteil- und Familienzentrum ist für viele Kinder und ihre Eltern zu einem zweiten Wohnzimmer geworden. Aber auch Nicht-Eltern nutzen den Ort gern. Trotzdem gibt es noch einige Bremer*innen, die nicht so recht wissen, was hinter den Mauern des hell gestrichenen Eckgebäudes nahe des Leibnizplatzes so passiert. Aber dafür gibt es ja uns: Wir klären mal eben auf!
Text: Sylvia Schikker & Sandra Lachmann, Fotos: SOS-Kinderdorf Bremen
Das Wichtigste vorab: Das SOS-Kinderdorf-Zentrum in der Neustadt ist längst nicht der einzige Standort des SOS-Kinderdorfs in Bremen, es gibt noch 14 weiter, an denen die Organisation für Kinder, Jugendliche und Familien aktiv ist. In Summe haben 63 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im SOS-Kinderdorf Bremen ihr zweites Zuhause. Die Angebote reichen von Wohngruppen, über Kindertagesstätten bis zu offenen und Beratungsangeboten. Und wächst sogar noch weiter: Im kommenden Jahr wird eine neue Kita für 56 Krippen- und Kita-Kinder in Hemelingen eröffnet.
Das SOS-Kinderdorf-Zentrum ist aber der wohl bekannteste aller Standort. Weil viele Menschen an ihm vorbeikommen. Weil es zentral ist. Und vor allem: Weil es offen für alle ist. Aus Sicht von Dr. Lars Becker, Leiter des SOS-Kinderdorfs Bremen, erfüllt es damit eine wichtige Funktion:
»Die gesellschaftliche Spaltung nimmt zu und gerade in Großstädten entfernen sich Menschen immer stärker voneinander. Da tut ein SOS-Kinderdorf-Zentrum gut, denn hier kommen Familien über ihre Kinder miteinander in Kontakt, die sich ansonsten nicht mehr begegnen. Sie lernen sich als individuelle Persönlichkeiten kennen, so dass die Herkunft sowie religiöse und soziale Unterschiede kaum noch eine Rolle spielen.«
Dr. Lars Becker, Leiter SOS-Kinderdorf Bremen
Um Begegnungen zu fördern bietet das SOS-Kinderdorf-Zentrum einiges an:
– Das Familiencafé ist Treffpunkt und Bistro in einem. Hier treffen sich Väter und Mütter mit ihren Babys und Kleinkindern, um sich auszutauschen oder um an einem der zahlreichen Angebote teilzunehmen. Manchmal schauen Eltern auf einen Snack vorbei, wenn sie mit größeren Kindern auf dem gegenüberliegenden großen Spielplatz unterwegs sind. Oder Familien gönnen sich gemeinsam Kuchen. Kinder- und Familientischen auf verschiedenen Höhen und Bänke mit Kinderstufen und erhöhten Sitzmöglichkeiten machen es Menschen jedem Alters leicht, sich wohlzufühlen.
– Im Haus gibt es auch eine Frühberatungsstelle. Hier lernen sich Erziehungsexpertinnen und Familien im Alltag kennen und führen Beratungsgespräche, die sich nicht als solche anfühlen.
– In der Bücherkammer im oberen Stockwerk können sich Gäste mit Büchern für Kinder, Jugendliche und Erwachsene eindecken – völlig unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten.
– Ein Bewegungsraum zum Austoben gibt es auch. Jüngst hat das SOS-Kinderdorf-Zentrum in Bremen eine Krippenkletterwand neben der bereits vorhandenen Sprossenwand bekommen.
– Ob Kleidung, Schuhe, Spiele oder Kinderwagen: im Secondhandladen Klamöttchen finden Familien alles, was sie für ihre Kinder im Alter bis zu sechs Jahre benötigen. Das Team freut sich übrigens immer über gut erhaltene Spenden.
– Sprachförderung ist ein wichtiger Baustein in der Arbeit des SOS-Kinderdorf-Zentrums. Dafür gibt es regelmäßig Sprachcafés oder Kurse wie „Meine Mama lernt Deutsch“.
– Regelmäßige Veranstaltungen wie Bilderbuchkinos oder Aktionstage mit Werder Bremen locken immer wieder neue Familien an – die dann zu Stammgästen werden
Seit diesem Jahr gibt es für Familien, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, die KiDoZ-Karte. Familien zahlen bei Vorlage der KiDoZ-Karte auf alles, was im Zentrum Geld kostet, höchstens ein Drittel. Kinder von 0-6 erhalten ihre warme Mahlzeit sogar umsonst. So kostet ein vollwertiges Mittagessen für eine vierköpfige Familie mit zwei kleinen Kindern insgesamt nur vier Euro – inklusive Wasser oder Früchtetee.
Weitere Vergünstigten erhalten die Familien z.B. auf Kursgebühren und im Secondhandladen. Ganz entscheidend für das Team vor Ort ist, dass die Beantragung der Karte kein Verwaltungsakt ist, sondern mit einem ersten Beratungsgespräch mit der pädagogischen Koordinatorin Monika Lysik oder einer ihrer Kolleginnen beginnt. »Das ist für uns ein sinnvoller Startschuss für den Beziehungsaufbau zu einer Familie, die wir unterstützen können«, sagt Monika.