Vom Amazonas an die Weser

 

Ein kurzes Knistern, ein flackerndes Bild: Dann steht die Verbindung zu einem anderen Kontinent. Genauer gesagt, ins Land der Copacabana, der Christusstatue und der Seleção. Knapp 10.000 Kilometer vom Bremer Roland entfernt, der an diesem Donnerstagmittag in der Februarsonne glitzert, sitzt Matheus Fiebes an seinem Schreibtisch und begrüßt mich über Microsoft Teams mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Aufgrund der Zeitverschiebung von 4 Stunden hat sein Arbeitstag gerade erst begonnen und dennoch versprüht er eine außergewöhnliche Heiterkeit – möglicherweise kein Wunder, bei einer Temperatur von ca. 30 Grad am Morgen. Ich bin mit ihm verabredet, um über seine Tätigkeit bei HANSA-FLEX, den Umzug nach Deutschland sowie seine Begeisterung für Bremen zu sprechen. Und, wie sich im Nachhinein herausstellt, auch über ein einmaliges Fußballspiel.

Text: Nicolas Schiffler 

Das Bremer Unternehmen HANSA-FLEX ist ein globaler Familienbetrieb und einer der weltweit führenden Systempartner im Bereich Hydraulik. Mit Niederlassungen in 41 Ländern ist der Dienstleister auch in Brasilien vertreten. „Meinen ersten Job habe ich während meines IT-Studiums im Hauptgebäude von HANSA-FLEX in meiner Heimatstadt Blumenau angenommen. Dort habe ich zunächst in der Lagerhalle gearbeitet und bin dann in die SAP-Entwicklung gewechselt“, erklärt Fiebes. In Brasilien arbeiten Studierende bis zum Nachmittag und besuchen dann die Universität oder lernen von zu Hause aus. „Das war teilweise sehr anstrengend, aber sowohl die Arbeit bei HANSA-FLEX als auch das Studium haben mir viel Spaß gemacht“, erinnert sich der Wahlbremer zurück, der im Moment seine Familie in Südamerika besucht.

 

Das Bremer Familienunternehmen engagiert sich weltweit in Vereinen, Kultur- und Bildungsprojekten sowie in der nachhaltigen Trinkwasser- und Sanitärversorgung. Darüber hinaus ermöglicht HANSA-FLEX seinen Mitarbeitenden einen Standortwechsel innerhalb des Betriebs.

„Im Jahr 2019 bin ich mit damals 21 Jahren zum ersten Mal nach Bremen gezogen und habe in der Abteilung für Softwareentwicklung gearbeitet. Gerade zu Beginn war alles neu und aufregend. Ich wurde vom ersten Tag an herzlich aufgenommen und auch die Stadt hat mir auf Anhieb gut gefallen. Dadurch habe ich mich hier direkt wohlgefühlt, auch wenn es hier etwas kälter ist als in meiner Heimat“, schmunzelt der 25-Jährige.

Nach seinem Austauschjahr bei der HANSA-FLEX Niederlassung in Bremen kehrte Fiebes zunächst in seine Heimatstadt an der Ostküste Brasiliens zurück. „Während ich in Blumenau für ein anderes Unternehmen arbeitete, reifte in mir der Gedanke, dass ich gerne wieder zurück möchte“, sagt der Fußballfan. Angesprochen auf die Frage, ob es für ihn eine harte Entscheidung war, in ein anderes Land zu ziehen, legt er den Kopf quer und muss kurz überlegen: „Ja, natürlich“, sagt er schließlich. „Aber ich wollte mich unbedingt beruflich weiterentwickeln und durch mein Austauschjahr kannte ich viele Kolleginnen und Kollegen und wusste, was mich erwarten würde. Die Leute sind wirklich super nett, dadurch ist mir die Entscheidung nicht schwergefallen. Dennoch vermisse ich natürlich auch manchmal meine Familie. HANSA-FLEX ermöglicht es mir, auch aus dem Homeoffice in Brasilien zu arbeiten, so wie jetzt gerade. Dadurch kann ich meine Freunde und Verwandte dann doch häufiger besuchen“, erzählt er.

„Die Leute hier sind sehr freundlich – und in Bremen fühle ich mich sicher“

Matheus Fiebes und seine Kolleginnen und Kollegen aus der Softwareentwicklung arbeiten täglich am hauseigenen HANSA-FLEX Online-Shop und gewährleisten einen reibungslosen Ablauf für die Kunden. „Meistens beginnt mein Arbeitstag gegen 9 Uhr. In verschiedenen Teammeetings verteilen wir untereinander unsere Aufgaben. Dabei profitieren wir jeweils von dem Know-how des anderen. Ich habe mich auf SAP-Anwendungen spezialisiert und mein Teampartner kann besser mit Java-Programmen umgehen. Es ist ein angenehmer Austausch. Nach der Arbeit gehe ich zur Sprachschule und verbessere mein Deutsch“, beschreibt der gebürtige Brasilianer seinen typischen Berufsalltag.

 

Darüber hinaus verbringt Fiebes gerne Zeit im Bremer Bürgerpark und ist viel mit seinem Fahrrad unterwegs. „Das kommt einfach daher, dass die Straßen in Deutschland deutlich weniger Schlaglöcher aufweisen als in Brasilien“, weiß er zu berichten

„Ich fühle mich hier mittlerweile richtig wohl. Überall in Bremen sind die Leute sehr freundlich. Egal ob im Supermarkt, im Fitnessstudio oder beim Bäcker. Auch nachts fühle ich mich sicher, wenn ich zu Fuß nach Hause gehe. Das ist in Brasilien leider nicht immer so. Besonders in den großen Städten wie Sao Paulo muss man vorsichtig sein“, schildert der 25-Jährige seine Erlebnisse.

Kurz vor dem Ende unseres Termins lenkt der Fußballfan das Gespräch dann doch noch einmal auf die Weltmeisterschaft 2014 am Zuckerhut. „An das Halbfinale erinnert sich nach wie vor jeder und jede in meinem Heimatland. Ihr habt da ein nationales Trauma ausgelöst“, lacht Matheus Fiebes in die Kamera. Gemeinsam freuen wir uns nun aber auf das nächste Länderspiel zwischen Brasilien und Deutschland.